Skitourengehen – aufi geht`s zum Winter-Abenteuer in den Alpen

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Ein Erlebnisbericht von Doris Schober

Jetzt also auch ich. Bei meinem letzten Skiurlaub habe ich sie noch mitleidig bewundert: Die Skitouren-Geher, die mühsam am Rande der Pisten auf Skiern den Berg hochsteigen. Und nun setze ich selbst Spuren im Neuschnee, schwitze, genieße und atme pure Freiheit ein. Mittendrin in der unberührten Winterlandschaft des Nationalpark Hohe Tauern lasse ich abseits vom Pistengewimmel im Salzburger Land Meter für Meter den Alltag hinter mir…

Skitourengeher im Nationalpark Hohe Tauern im Salzburger Land
Bevor die Tour beginnt bekommen die Skitourengeher eine Sicherheitseinweisung

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts besteigen die Menschen mit Tourenskiern die Berge. Damals gab es noch keine komfortablen Lifte. Um abzufahren, musste man erst einmal mit eigener Muskelkraft hochkommen. Heute findet die anstrengende und gleichzeitig entspannende Sportart aus anderen Gründen immer mehr Anhänger.

Skitourengehen boomt

1,2 Millionen Skitourengeher waren in der zurück liegenden Wintersaison in Deutschland, Österreich und in der Schweiz unterwegs. Tendenz steigend. Die Sehnsucht nach aktiver Ruhe, nach dem intensiven Naturerlebnis sind die ausschlaggebenden Kriterien für den Trendsport. Wer den Berg auf Skiern erobert, wird mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl bei der Tiefschneeabfahrt belohnt. Das ist allerdings nur dem vergönnt, der die alpine Bergwelt und die Schnee- und Wetterverhältnisse respektiert und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen einhält.

Skitourengeher abseits der Piste
Anfänger sollten nur in der Gruppe den Gipfel erklimmen

„Tourengehen und Abfahrten sind Winterspaß mit Hirn“, so beschreibt Hans-Peter Kreidl die Trendsportart. Der 40jährige Neukirchner hat vor vier Jahren den Skitourenwinter.at ins Leben gerufen. Zusammen mit engagierten Bergführern aus seiner Heimat Neukirchen am Großvenediger möchte er Naturliebhabern die Schönheit der Salzburger Bergwelt abseits der Pisten vermitteln – immer unter dem Aspekt der alpinen Sicherheit.

Im April endet die Saison

Bergführer von Skitourenwinter
Die Bergführer der Skitourengeher-Gruppe auf dem Weg zur Trattenbachalm im Salzburger Land

Gemeinsam mit seinem Freund und Bergführer Gunter Unterwurzacher von der Adventure-Skischule bietet er von Dezember bis April Skitourencamps für jedes Alter und mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. „Wer gut Skifahren kann und Grundkondition hat, kann auch Skitouren gehen“, so Kreidl. Vor allem für Anfänger eignen sich seine Camps auf der Trattenbachalm in der Abgeschiedenheit des Nationalparks Hohe Tauern. Die urige, romantische Selbstversorger-Hütte auf 1718 Metern ist das Basislager für unsere bunt gemischte Truppe.

Kein Netz auf der Trattenbachalm – aber glücklich im Schnee

Es gibt keinen Handy-Empfang, dafür eine einzigartige Kulisse. Seit dem Vortag hat es ununterbrochen geschneit, das Trattenbachtal liegt wie eine weiße Märchenlandschaft vor uns. Perfekt Bedingungen für Touren, so könnte man meinen. Doch die Bergführer Gunter Unterwurzacher und Georg Leitner sind zu erfahren, um sich von der prachtvollen Winterlandschaft täuschen zu lassen. Die Lawinensituation, die sie am Morgen beim Lawinenwarndienst  gecheckt haben, liegt bei „3“. „Fünf Stufen gibt es, bei Stufe 3 muss man die Lage immer wieder neu bewerten“, so die Bergführer. „Sicherheit hat absoluten Vorrang. Wer Gefahren erkennt, kann sie auch vermeiden.“

Das Gelände rund um die Trattenbachalm eignet sich für die Anfänger unter den Skitourengehern
Hinweisschild zur Hütte. Die Trattenbachalm liegt 1718 Meter hoch. Von der Selbversorgerhütte starten die Anfänger in die Winterlandschaft
Skitourengeher im Nationalpark Hohe Tauern
Belohnung für den anstrengenden Aufstieg abseits des Pistentrubels ist das Gefühl von unendlicher Weite und die Bewegung in der Natur
Skitourengeher im Nationalpark Hohe Tauern
Lagebesprechung: Das Wetter ändert sich und der Schnee ist nicht ideal um weiter aufzusteigen. Der Bergführer entscheidet, die Tour aus Sicherheitsgründen abzubrechen

Bevor wir die Felle auf die Skier ziehen und die speziellen Bindungen zum Gehen einstellen, werden Sonde und Schaufel in den Rucksack gesteckt und Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) an den Körper gelegt und eingeschaltet. Nach dem Funktionstest des LVS geht es los mit Ziel Kröndlhorn auf 2440 Metern. Georg zieht die Spur durch den tiefen Schnee, wir folgen im Gänsemarsch. Schon nach wenigen Hundert Metern durch die verschneite Landschaft des Nationalparks Hohe Tauern stellt sich ein wohltuender Rhythmus ein, begleitet von einer faszinierenden Stille. Der Atem dampft vor dem Mund, die Muskeln werden weich und warm. Nach 45 Minuten erreichen wir den ersten Anstieg und werden angehalten, einen Sicherheitsabstand von 30 Metern einzuhalten. „Bei einer Neigung von mehr als 30 Grad steigt die Lawinengefahr“, erklärt Georg. „Sollte sich ein Schneebrett lösen, werden nicht alle verschüttet, die Bergung kann nach Stillstand der Lawine sofort von den anderen eingeleitet werden.”

Abfahren nach dem Skitourengehen im Salzburger Land
Eine Abfahrt durch den Tiefschnee erfordert viel Sachverstand und ist nur etwas für Könner

Belohnung für die Skitourengeher ist Kaiserschmarrn auf der Hütte

Da sich der Neuschnee noch nicht mit dem alten Schnee verbunden hat, entscheiden die Bergführer nach einer weiteren Stunde, die Tour zu ändern. „Zu gefährlich“ beurteilen sie die Situation. Anstelle weiter aufzusteigen, ziehen wir die Steigfelle von den Skiern, eine warme Jacke und Handschuhe an und stellen die Bindung auf Abfahrt ein. Gunter fährt vor und gibt uns Zeichen, wann und wo der nächste fahren kann. Ein Abfahrtstraum beginnt: wir wedeln durch den hüfthohen Schnee hinunter zur Trattenbachalm. Ausgepowert und fast ein bisschen „high“ von diesem Erlebnis werden wir in der Hütte mit einer deftigen Brotzeit sowie Suppe und Kaiserschmarrn, zubereitet von Gunter, der sich als wahrer Kochkünstler entpuppt, belohnt. 

Gunter verwöhnt die Gäste mit Kaiserschmarrn. Das sorgt für Energie nach einem Tag mit viel Bewegung
Gunter verwöhnt die Gäste mit Kaiserschmarrn. Das sorgt für Energie nach einem Tag mit viel Bewegung

Angebot: Das dreitägige Skitourencamp findet im Lammertal/Dachstein-West (27.02.-1.03.2015) statt. Zwei Übernachtungen im 4 Sterne-Hotel Martinerhof in St. Martin kosten ab 299 Euro mit Halbpension. Im Preis enthalten sind zwei Tage Praxisausbildung, Sicherheitsausrüstung und ein gemütlicher Abend. Auch ein Camp nur für Frauen wird im Lammertal vom  09. bis zum 11. Januar 2015 angeboten.  

Fotos: © Claudia Jörg-Brosche, Doris Schober, Skitourenwinter.at

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