Sie findet Briefkästen schön, liebt ihre Heimat, den Job, hat immer Mückenspray dabei, einen lustigen Spruch auf den Lippen und ist eine Touristenattraktion. Andrea Bunar ist Postbotin im Spreewald – aber nicht irgendeine. Mit ihrem gelben Kahn und dem schwarzen Posthorn auf dem Bug stakt sie sechsmal die Woche durch das Lagunendorf Lehde. Zwischen März und Oktober trägt sie auf dem Wasserweg Briefe, Postkarten und Pakete aus – und das Beste: ich durfte sie auf einer Tour begleiten.
Wir treffen uns am kleinen Bootshaus der Deutschen Post in Lübbenau, wo der Kahn parkt. Andrea wuchtet den gelben Postkasten ins Boot und los geht’s. Jetzt im Sommer herrscht reges Treiben auf dem Fließe-Labyrinth. „Das ist ja cool, hier wird die Post per Kahn ausgetragen“, höre ich eine Frau leise sagen. Gekonnt stakt Andrea Bunar mit dem Rudel, so heißt das Ruder, durch das maximal ein Meter hohe Gewässer.
Libellen schwirren durch die Luft, Zirpen surren, Vögel zwitschern. Auf den Wiesen weiden Ziegen und Kühe. Fast lautlos gleitet der Kahn an Bauernhäusern, Gemüse- und Blumengärten vorbei. „In diesem Haus wurde der Polizeiruf gedreht“ und zeigt auf ein Haus am Fließ. „Kommissar Horst Krause soll hier übernachtet haben“, sagt die Postangestellte während sie ein Haus weiter in einen hübsch gestalteten Briefkasten, der aussieht wie eine Flugente, die Postkarte steckt.
Am nächsten Grundstück ist „Vorsicht freilaufender Hund zu lesen“. Gibt es hier auch bissige Hunde? will ich wissen. „Na klar“, sagt Andrea Bunar, „wegen diesem Tier habe ich schon mit einem Bein im Wasser gestanden. Aber zum Glück habe ich immer Wechselsachen dabei.“
An der nächsten Biegung wird es plötzlich etwas lauter. Aus einem vorbei fahrenden Kahn erhebt sich ein älterer Herr, gut getarnt mit großer Sonnenbrille und ruft: „Hallo, bist du die Christel von der Post, hast du einen Liebesbrief für mich?“ „Nein, heute nicht, die Freundin kommt selbst vorbei“, antwortet Frau Bunar. Und der Kahnführer mahnt: „Vorsicht, nicht so wackeln“. Die Gäste prusten vor Lachen.
Das ist ja mal ein herrlicher Briefkasten. Solche alten und verzierten Modelle findet man heute leider nur noch selten. Da macht es sicher doppelt Spaß die Post “auszutragen” 😉
Es gab noch viele andere Modelle. Anscheinend stellen sich die Bewohner nicht einen beliebigen Briefkasten aus dem Baumarkt in den Garten, Ich denke die Liebe zum Detail ist ihnen wichtig. Übrigens hat es richtig Spaß gemacht Andrea Brunar zu begleiten.