Eine Reportage von Bernd Wonde
Winter mit Frühlingstemperaturen verrät der Blick auf die Wetterkarte. Hier mein Tipp für eine Region mit Schneegarantie: Gleich neben der Bergstation Gaislachkogel oberhalb von Sölden in Tirol liegt nicht nur viel Schnee. Das Highlight für die Wintersportler ist der neue „Hotspot im Permafrost“. Der sogenannte „Ice Q“ ist ein gläserner Würfel mit versetzt angeordneten Ebenen und Terrassen – ein Bergrestaurant auf hohem Niveau. Nur sieben Minuten braucht die „3S Seilbahn“ von der Talstation (1363 Meter) bis zur Bergstation auf 3040 Meter.
Der neue Gourmet-Tempel der Ötztaler Bergwelt befindet sich in unmittelbarer Nähe auf 3048 Meter. Bei klarer Sicht geht der Blick von hier oben weit in die Ferne. Richtung Süden über die grandiose Bergwelt der Dolomiten, nach Westen zu den schneebedeckten Gipfeln der Schweiz und natürlich zu der gezackten scharfkantigen Gipfelwelt der Ötztaler Alpen, die den Ice Q umgibt. Ländergrenzen – von hier oben betrachtet – gibt es nicht. Und auch das neugierige Publikum im Ice Q ist international.
Gourmet-Tempel mit Panoramablick
Der kulinarische Gipfeltreff bietet geschmackliche Überraschungen, deren Namen eher bodenständig und traditionell klingen: Tafelspitz in seiner bekannten Herstellungsart mag nicht jedermanns Geschmack sein. Im Ice Q nennt sich das Gericht dagegen „Tafel Spitz mal wild“ und ist Hirsch mit Pinienkernkruste, Holunderbeerenessigjus und Zwiebelgewächsen in verschiedenen Texturen. Ein weiteres Gericht heißt „Oh Tannen Baum“ und ist eine Tannennadel-Ivoir-Joghurt Creme, in der eine Williams-Christ-Birne ihr weiches Aroma entfaltet, lecker. Meine Geschmacksnerven gleichen von mir im Gehirn als bekannt hinterlegte Geschmacksmuster mit der Sinnlichkeit eines neuen Geschmackshorizontes ab. So etwas gibt es? Der „Ötztaler Schafskäse“ scheint eindeutig nach Käse zu schmecken und erweckt zunächst beim Lesen dieser Vorspeise keine sonderliche Neugier. Wenn er jedoch an den Duft von Zirbenholz erinnert und auf warmen Holzofenbrot zu einer Paste verrührt mit mintgrüner Vogelbeere serviert wird, gilt es, mich kulinarisch einer neuer Herausforderung zu stellen. Das Ergebnis ist ein Volltreffer auf die geschmackliche Fantasiewelt, die in einem schlummert. Bravo, möchte man dem Küchenchef zurufen, experimentelle Küche auf höchstem Niveau.
Von Oh Tannenbaum im Ice Q zum Kaiserschmarrn in der Berghütte
Nostalgiker und/oder Menschen, die den Einkehrschwung eher gemütlich verbringen möchten, sind in der Gambe Thaya bestens aufgehoben und werden sich hier sofort wohlfühlen. Die niedrige Eingangstür zu der Berghütte (nicht weit vom Ice Q entfernt, etwas unterhalb!) zwingt einen, sich kleiner zu machen, als man (vielleicht) sein möchte. Die Holzwände und die wohltuende warme Atmosphäre laden ein zum Entspannen nach kräfteraubenden Wedel-Passagen auf verschneiter Piste. Empfehlenswert hier ist der Kaiserschmarrn, der flambiert serviert wird. Energielieferanten dieser Art gehen immer, wenn der kleine Hunger kommt. Über dem halbrunden Kachelofen in der Mitte der Hütte ist noch ein freier Platz auf dem Hochbett von einst. Hier bleibe ich, von mir aus auch etwas länger. Hüttenabende und Almfrühstück sind aber nur nach vorheriger Anmeldung möglich, erfahre ich etwas später, schade!
Fazit: Das, was man allgemein als Hüttenzauber in den Bergen bezeichnet, bietet die Ötztaler Ski- und Gletscherwelt von mindestens zwei Seiten. Modern, transparent und futuristisch in Ergänzung zu den traditionellen Hütten wie zum Beispiel der Gampe Thaya. Der Reiz liegt in der Vielfältigkeit – und einem gläsernen Palast wie dem Ice Q.
Und noch ein Tipp zum Feiern: Bis Ende März gibt es jeden Freitag Live-Act und DJ Sound in der Funzone Giggijoch
Infos zum Skigebiet Sölden
33 hochmoderne Liftanlagen mit einer Förderleistung von 67 354 Personen in der Stunde Skigebiet von 1350 – 3340 Meter
144 Pistenkilometer, davon 67 Kilometer leicht, 48 Kilometer mittel, 27 Kilometer schwer
30 Skihütten im Skigebiet
Schneegarantie von Oktober bis Mai durch Höhenlage des Skigebietes (3340 Meter)
Zwei Gletschergebiete (Rettenbach- und Tiefenbachgletscher)
maschinelle Beschneiung von 67 Prozent aller Pisten
Skipass-Preise: Hauptsaison ab 43 Euro, Nebensaison ab 40,50 Euro am Tag
Liebe Marita,
toller Bericht! Wir waren letztes Jahr am Giggijoch beim Electric Mountain Festival und beim Nachtskilauf am Gaislachkogel.. einfach super!!!
Aber mein absoluter Favorit ist das FIS Ski Weltcup Opening am Rettenbachferner 😉
Ich finds toll wie beides, urige Hütten und moderne Bauten, im Skigebiet Platz finden.
Auch im Sommer toll zum wandern – der absolute Knaller ist der ötztal-Marathon. Zwar nichts für mich aber auch einen Bericht Wert.