Meine wunderschöne Kreuzfahrt nach Berlin

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Die Tage werden langsam kürzer und damit steigt der Wunsch, noch einmal Urlaub vor dem nahenden, langen Winter zu buchen.Bei der Suche nach einem “Schnäppchen” der Last-minute-Anbieter bin ich bei Transocean gelandet. Das Angebot verspricht eine 7 Tage-Kreuzfahrt für 299 Euro pro Person und Woche auf der Oder. Genauer gesagt eine Kreuzfahrt nach Berlin Wow! Für ca. 43 Euro Vollpension am Tag sich verwöhnen lassen. Gesagt, getan.

Wenn einer eine Reise macht – die Oder flussaufwärts

Kapitän

Mit dem Regional Express von Berlin Südkreuz in lockeren 3 1/2 Stunden nach Stralsund. Vom Bahnhof die kurze Strecke zum Hafen führt uns durch die Altstadt, vorbei am alten Dom und dem ehemaligen Rathaus, das durch eine verglaste Decke eine kleine lichtdurchflutete Galerie beinhaltet. Hübsch.

Galerie

Stralsund

Die Altstadt zwischen dem Neuen und Alten Markt zeigt historische und neue Häuser, die dem Stil der Backsteingotik nachempfunden sind. Die Bausünden und -lücken der letzten Jahrzehnte werden immer weniger. Stralsund lädt zu einer Entdeckertour ein, nicht zuletzt das neuerbaute Ozeaneum lockt viele Touristen an. Und Stralsund ist auch das Tor nach Rügen über den Strelasund.

Oceaneum

Im Hafen liegt die MS Sans Souci, unsere schwimmende Bleibe für die nächsten Tage. Ein Flussschiff für 84 Passagiere, überschaubar innen und außen, mit großzügiger Sonnenterrasse.

Stalsund Einfahrt

Noch am Abend laufen wir aus. Im Grabower Bodden Richtung Zingst gehen wir vor Anker. Stille ringsherum, einzig Wasservögel und Blesshühner geben Geräusche, wir stören wohl ihre Ruhe. Am frühen Morgen fahren wir nach Zingst, eine kurze Etappe nur.

Sancsouci Zingst

Der Kapitän folgt den Fahrwassertonnen, aus der Luft betrachtet könnte man denken, hier fährt einer betrunken Schlangenlinie. Nix da, der Bodden ist außerhalb der Fahrrinne sehr flach, wer die Route verlässt “kauft” schon mal Land, wie es unter  Seglern heißt. In Zingst legen wir sehr früh am Morgen an, der Badeort mit der obligatorischen Seebrücke erwacht ganz langsam.

Seebrücke Zingst

Am Futter-Kutter sind nur ein paar Urlauber an Deck und auch die Fußgängerzone gehört den Katzen, die von ihrer Nachtwanderung auf dem Weg nach Hause sind.

Futter Kutter

In der Nachsaison ist Zingst, wie das Fischland und der Darß, eine Spur erholsamer als in der Hauptsaison. Jetzt im Herbst scheint die Zeit langsamer zu gehen, Ruhe macht sich breit auf angenehme Art. Auf dem Zeesenboot mit Touristen an Bord werden die Segel gesetzt. Das Boot nimmt langsam Fahrt auf. Weiter geht unsere Kreuzfahrt nach Berlin.

Zeesenboot MaritaZingst Zeesenboot

Die Salzwiesen im Bodden werden bald von Kranichen zu Tausenden angeflogen, bevor sie sich auf ihrem Flug in die Winterquartiere hier sammeln. Am Mittag verlassen wir Zingst in Richtung Hiddensee.

Bodden Zingst

Die Landschaft zieht beschaulich an uns vorbei. Weiter Blick öffnet die Sinne, im Strelasund voraus die Silhouette von Stralsund. An der nächsten Tonne nimmt das Schiff Kurs Backbord, Hiddensee liegt nun voraus. Der Leuchtturm auf dem Dornbusch steht mächtig über der Insel, an Steuerbord verläuft die Küste von Rügen. Schaprode liegt nun achteraus. Der kleine Hafenort Vitte direkt voraus, unser Nachtlager für heute. Wer will, fährt mit 2 PS und anhängendem Planwagen über die Insel, wir machen uns zu Fuß auf zum Weststrand.

Planwagen

Eine kräftige Brandung steht auf der Küste. Drachen fliegen an langer Leine, wenige Spaziergänger verlieren sich in der Ferne. Ein älterer Herr freut sich wie Bolle über seinen neuen Himmelstürmer.

Mann Drachen

Die Sonne gibt ihr Bestes, bei starkem Wind kommt von ihrer Wärme allerdings nicht viel bei uns an. Trotzdem ein schöner Tag am Meer.

Strand HiddenseeFotografieren am StrandBoot Hiddensee

Stunden später bringt uns der Kapitän Peter Grunewald nach Wittow. Der Ort befindet sich im nördlichsten Teil von Rügen.

Kap Arkona

Am Anleger steigen wir in den Bus der uns zum Kap Arkona mit dem Leuchtturm bringt, Wir fahren an die Nordspitze der Insel. Ein kurzer Fußweg führt uns nach Vitt, das ist ein kleines ehemaliges  Fischerdorf.

Vitte

Dreizehn historische reetgedeckte Häuser gruppieren den kleinen Ortskern, einzig die Kneipe “Zum goldenen Anker” hat ein Blechdach. Seltsam, wird wohl das Stroh damals ausgegangen sein. Zwei Fischer in orangefarbenen Ölmänteln ziehen ihr Boot auf den Strand. Ein alter Holzkahn, geteert, nicht gefedert, als Antrieb genügen Riemen, mit denen die Männer zu den Netzen rudern. Doch, doch, es scheint freiwillig zu sein.

Fischer

Das Wetter am Kap ist typisch, wenn man Wind und leichten Nieselregen zu dieser Jahreszeit als typisch bezeichnen will. Wir sind nicht aus Zucker, und der Bus nimmt uns bald wieder auf. Dieser Teil Rügens entspricht nicht dem gängigen Klischee einer angesagten Urlaubsregion. Viel Neues ist in den letzten Jahren hier nicht gebaut worden, zumindest sieht man hier keine großen Hotelanlagen. Von Breege aus bringt uns die schwimmende Bleibe zurück nach Stralsund. Wer will bucht Kultur als Stadtrundgang. Die Historie der alten Hansestadt wird bei einem Rundgang erklärt. Wir bleiben autonom und erkunden die kleine Stadt nach unserem eigenen Rhythmus. Geschichtliche Einzelheiten können wir jederzeit bei Bedarf “googeln”.

Unsere nächste Station heißt Lauterbach, im südlichen Teil von Rügen. Von hier aus bringt uns der Bus nach Binz, dem Ort, der die Bäderarchitektur des vorletzten Jahrhunderts am dichtesten widerspiegelt.

Seebrücken ExpressWenn man denn will ein mondäner Badeort im Hier und Heute aus einer anderen Welt. Wir laufen die Promenade Richtung Kurhaus in dem sich das Travelcharme Hotel befindet.

Bäderarchitektur

Kurhaus

Und schon wieder legen wir ab, unser Schiff steuert nun Peenemünde an, dem nördlichen Teil Usedoms. Wir verlassen die schützende Bucht von Rügen und verspüren leichtes Schaukeln und hin und wieder Wellenschläge gegen den Bug. Die halb offene See liegt an Backbord, Land in einiger Entfernung an Steuerbord, wir erleben jetzt tatsächlich eine Seereise. Mir gefällt’s!

P1000603 - Kopie

Stunden später der Hafen von Peenemünde. Kein Hafen im üblichen Sinn, ausgediente Fischerboote und ein altes U-Boot dümpeln vor sich hin. Über allem thront der mächtige Schornstein des ehemaligen Kraftwerks von Peenemünde, jenem Ort, an dem im II. Weltkrieg die V1 und V2 hergestellt wurden. Eine Ausstellung in der großen Halle zeigt Fundstücke aus damaliger Zeit. Im oberen Teil des steinernen Denkmals probt ein Orchester für das Usedom Musikfestival, die Akustik ist gut. Bei allem Historischen, kein Ort, an dem man länger bleiben will. Vor uns nun der lange Peenestrom, am Abend legen wir in Wolgast an. Historischer Stadtkern. Wie eigentlich die allermeisten Stadtkerne der neuen Bundesländer historisch sind. Eben alt! Von Wolgast führt eine der größten beweglichen Auto- und Eisenbahnbrücken Europas nach Usedom. Die Usedomer Bäder-Bahn bringt Urlauber zur „Badewanne der Berliner“. Endpunkt ist das Seebad Heringsdorf, ein Ort, der nach dem Fisch benannt wurde, nach dem es hier vor vielen Jahrzehnten noch intensiv roch.

Fischbröötchen

Heute riecht es an manch einer Ecke nach Kaffee und Crepes, passt gut nach dem Fisch.

Cafe

Das östliche Ende von Usedom ist der westliche Anfang von Polen, Swinemünde bildet die Einfahrt in das Stettiner Haff. Wir verlassen Wolgast und nehmen Kurs auf Stettin. Eine lange Fahrt über den Peenestrom, der Blick vom Sonnendeck (heute keine Sonne) geht über das weite Achterwasser vor Usedom. Der Blick zur anderen Seite geht Richtung Festland, nur wenige Ortschaften zeigt die Landkarte. Vor uns das Haff, der Abend geht langsam zu Ende. Die Fahrwassertonnen werden größer und auch die Schiffe haben jetzt ein größeres Format. Die Zufahrt nach Stettin ist für Überseeschiffe ausgebaggert, der Hafen zeigt von weitem seine Krähne, die ihre Arme nach Containern ausstrecken.

Die Stadtrundfahrt führt uns durch eine Stadt der Gegensätze und Brüche, Altbauten und alte Plattenbauten, Backsteingotik in Nachbarschaft zum Zuckerbäckerstil ähnlich der Frankfurter Allee in Berlin. Stettin

Solidarnocz hat auch hier gekämpft, jetzt kämpfen alle bekannten Modemarken um Kunden, nur ALDI gibt es hier immer noch nicht. Leider, wie uns die polnische Reiseführerin mit Witz und Ironie gutgelaunt erzählt. Für mich der interessanteste Ausflug der Reise.

Stettin 1

Wir verlassen Stettin. Vorbei am Hafen, auf denen noch der Hammer geschwungen wird. Das Bearbeiten von Metall ist weithin hörbar.

Ausfahrt

Wir befahren den polnischen Teil der Odra (Oder) nun flussaufwärts und sind zügig in herrlicher, sprichwörtlich sich selbst überlassener Landschaft. Da, ein Seeadlerpaar über uns.

Ausfahrt 2

Unser nächstes Ziel heißt Niederfinow, das Schiffshebewerk als stählernes Denkmal von 1934. Es ist das älteste noch arbeitende Hebewerk Deutschlands, das wohl bald ersetzt wird durch einen Neubau aus Beton, dessen mächtige Säulen sich in unmittelbarer Nähe imposant erheben. Der Trog mitsamt dem Schiff setzt sich bedächtig in Bewegung, in ca. 5 Minuten ist ein Höhenunterschied von 36 Metern überwunden.

Niederfinow

Wäre schön, wenn alle Stahlnieten heute halten würden, denke ich bei mir. Sie halten und unser Blick geht weit über das Naturschutzgebiet des unteren Odertals hinweg.

Unser letztes Ziel heißt Greenwichpromenade und die ist in Tegel. Hier endet unsere kleine Kreuzfahrt nach Berlin, eine Flusskreuzfahrt ähnlich einer Floßfahrt, so entspannt und leise war diese Tour.

Eine Mee(h)r-See(h)-Fahrt der anderen Art.

 

 

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