Wie eine nicht abreißende Blechlawine schlängeln sich Hunderte, nein Tausende von knatternden Mopeds, Autos und Busse dicht an dicht durch die Straßen von Ho-Chi-Minh-City.
Good morning Vietnam! Über dem Gewusel auf der Straße hängt eine Wolke aus Benzingeruch und Essensdüften, die von den unzähligen Garküchen am Straßenrand herüberzieht. Gegen das hier, ist der Berufsverkehr in unseren Großstädten ja gar nichts, geht es mir durch den Kopf eines Vietnam Einsteigers. Und fühle mich wie ein Mensch, der sonst auf einer einsamen Insel lebt und zum ersten Mal in einer lebhaften Stadt ist. Denn ich möchte die Straßenseite wechseln – aber wie komme ich rüber?
Touristen-Polizisten heißen in Vietnam die rettenden Engel
Eine Ampel ist weit und breit nicht in Sicht. Als ob er meine Gedanken lesen kann steht plötzlich ein rettender Engel, besser gesagt ein Mann in Uniform vor mir und fragt ob er behilflich sein kann. Um Unfälle zu verhindern hat die Stadtverwaltung der Acht-Millionen-Metropole Touristen-Polizisten angeheuert. Ihre Aufgabe ist es den Verkehr zu beobachten und die Besucher zwischen die vielen Mopeds und Autos hindurch zu lotsen. „Diese Stadt schläft nie, egal am Tage oder in der Nacht – hier herrscht immer Rush Hour“, erzählt mir der Mann, der in den Achtzigern etwas Deutsch in Sachsen gelernt hat.
„Was für ein Gefühl es ist mittendrin zu sein, möchte ich am eigenen Körper spüren. Ich winke ein Mofa-Taxis heran, nehme auf dem Rücksitz Platz und los geht’s. Mit etwa 15 Stundenkilometern tuckern wir Richtung City. Etwa alle zehn Meter heißt es stop and go. Obwohl offiziell rechts gefahren wird beobachte ich Mofas- und Fahrradfahrer, die sich am Straßenrand in Gegenrichtung entlang schummeln. Ein Gedränge, das aber dennoch irgendwie funktioniert. Man nimmt Rücksicht auf den anderen, das gefällt mir und staune, was hier alles erlaubt ist. Neben uns fährt ein Zweirad, auf dem nicht nur die Eltern und zwei Kinder sitzen. Die Frau hat außerdem noch einen Fernseher auf dem Schoß. Kaum zu glauben was alles auf ein kleines Moped passt! Auf einem anderen Mofa werden sogar zwei lebende Ferkel in einer Kiste transportiert. Nach einer halben Stunde habe ich genug vom Geknatter, mein Ziel ist erreicht!
Vor dem „Caravelle Hotel“ am Lam Son Square steige ich ab. Trinke auf der Dachterrasse einen vietnamesischen Hochland-Kaffee und genieße den Blick auf die Oper, den Saigon-River und über die Stadt. Das 5-Sterne-Hotel ist eine beliebte Adresse für Touristen aber auch für Geschäftsleute. Ho-Chi-Minh-City, zu der die Einheimischen weiterhin Saigon sagen, ist das Wirtschaftszentrum Vietnams.
Der Aufschwung ist in vollem Gange. Große Einkaufspassagen und neue Bürohäuserwerden gebaut. Nach dem Job trifft sich die aufstrebende Business-Generation zum After-Work-Drink in mit Laptop und Handy in den Szene-Bars.
Ein paar Ecken weiter erlebt der Besucher das alte Saigon. Auf den Grills der Garküchen brutzeln Garnelen und Tintenfische. Es duftet nach gefüllten Reispapierröllchen, Kokosmilch, Zitronengrasund frischem Gemüse.
In der der Ben-Thanh-Markthalle verkaufen die Händler frisches Obst und Gemüse aber auch Stoffe, Töpfe, Handys, Kopien von Markenuhren und getrockneten Fisch aus dem Mekong.
Ein Sammelsurium von Waren und dementsprechenden Gerüchen. Ich möchte noch mehr von dem Land sehen und steige in den Überlandbus. Die Busverbindungen sind gut. Allerdings kann die Fahrt ziemlich abenteuerlich sein, da die Verkehrsregeln selten beachtet werden.
Auf der Nationalstraße 1 geht die Reise Richtung Mekong-Delta. Die Einheimischen nennen das Delta Cuu Long – den Fluss der neun Drachen. Wir fahren an Bauern mit kegelförmigen Sonnenhüten vorbei, die bei der Reisernte sind. Sehen Schulmädchen in weißen langen Seidenkleidern auf altmodischen Fahrrädern. Und auf den Schildern vor den Restaurants wird Thit Cay, Hundefleisch angeboten.
In Can Tho, rund 160 Kilometer südwestlich von Ho-Chi-Minh-City, geht es auf ein Fischerboot, das mich zu den schwimmenden Märkten bringt. Auf dem Wasser tummeln sich täglich Hunderte von Booten, die tropische Früchte, Reis und Körbe, aber auch Werkzeug und Baumaterial verkaufen. Plötzlich ertönt eine Schiffssirene.
Erstaunt schaue ich mich um. Doch es ist nichts passiert. Neben dem Ausflugsboot legt nur ein Boot an. Der Händler will den Touristen an Bord Reis-Popcorn und Getränke anbieten.
Zum Ausruhen und Sonne tanken werden mir die Dünenstrände von Pan Thiet empfohlen. Rund 3300 Kilometer Küste hat Vietnam. Am Strand vor dem Hotel herrscht schon frühmorgens reges Treiben. Wenn die Urlauber die ersten Sonnenstrahlen erblicken, kommen die Fischer zurück vom Fang. Mit Thúng Trais, runden Booten aus Korb, rudern sie an den Strand. Sehnsüchtig erwartet von Dorfbewohnern und Hotelgästen mit ihren Kameras.
Fotos: © Marita Persian
Mehr Informationen zum Land: www.vietnam.tourismus.de
Schön! Und wieder eine Stadt, die mir gleichzeitig faszinierend und abschreckend erscheint…